Skip to main content

Fachbeiträge

Klimaneutrale Verwaltung: Maßnahmen mit begrenzten Mitteln finanzieren

Foto: Ibrahim Boran via Unsplash

Die Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen zur Erreichung einer klimaneutralen Verwaltung stellt viele Kommunen vor finanzielle Herausforderungen. Im Folgenden haben wir für Sie Ideen und Anregungen zusammengestellt, um passende Klimaschutzmaßnahmen zu planen und zu finanzieren.

Effektiver Klimaschutz beginnt mit Investitionen und lohnt sich langfristig – und das nicht nur für die Umwelt. Investitionen in Energieeffizienz und erneuerbare Energien senken die laufenden Kosten, stärken die lokale Wirtschaft und steigern die Lebensqualität in der Kommune. Komplexere Maßnahmen wie die energetische Sanierung von Verwaltungsgebäuden, der Ausbau erneuerbarer Energien oder innovative Verkehrskonzepte benötigen finanzielle Ressourcen, bevor sie Einsparungen bei Treibhausgasemissionen und Energiekosten bringen können. Doch knappe Haushaltsmittel und hohe Kosten in anderen Bereichen – beispielsweise im Bauwesen oder durch gestiegene Energiepreise – schränken den finanziellen Spielraum vieler Kommunen erheblich ein. Gerade bei angespannten Haushaltslagen wird Klimaschutz oft als „freiwillige Aufgabe“ eingestuft, die mit anderen dringenden Investitionen konkurriert. Auch in solchen Fällen gibt es individuelle Strategien und Möglichkeiten, um Klimaschutz in der Kommune und die klimaneutrale Verwaltung erfolgreich voranzutreiben. 

Wo soll man anfangen?

Eine erfolgreiche Umsetzung von Maßnahmen hängt sowohl von der strategischen und strukturierenden Planung als auch von der Wahl der richtigen Finanzierungsstrategie ab. Neben Eigenmitteln, die häufig nur einen Baustein im Finanzierungsmix darstellen, existieren verschiedene Finanzierungsmodelle, die sich bewährt haben, aber auch solche, die als innovativ gelten. Im Folgenden werden drei Optionen vorgestellt, die sich für die Finanzierung von Maßnahmen für die klimaneutrale Verwaltung gut eignen.

1. Fördermittel:

Bei Fördermitteln sind Programme besonders attraktiv, die keinen oder nur einen geringen Eigenanteil erfordern. Die Nationale Klimaschutzinitiative (NKI) bietet verschiedene Förderprogramme zur finanziellen Unterstützung von klimafreundlichen Vorhaben an. Ein prominentes Beispiel ist die Kommunalrichtlinie (KRL). Dieses Programm fördert Projekte, die Energieeffizienz und Klimaschutz in Kommunen voranbringen. Die KRL ist besonders für finanzschwache Kommunen attraktiv, da diese von höheren Förderquoten profitieren können, was die Eigenmittelbelastung erheblich reduzieren kann. Sie unterstützt eine Vielzahl von Maßnahmen, darunter die Erstellung von Klimaschutzkonzepten, die Einführung von Energiemanagementsystemen, Investitionen in energieeffiziente Technologien sowie Bildungs- und Sensibilisierungsmaßnahmen. 

Darüber hinaus existiert eine Vielzahl von landesweiten Förderprogrammen, wie das Programm „Klimaschutz-Plus“ in Baden Württemberg, oder „Förderung von kommunalen Klimaschutz- und Klimaanpassungsprojekten sowie von kommunalen Informationsinitiativen“ des Hessischen Ministeriums für Landwirtschaft und Umwelt, Weinbau, Forsten, Jagd und Heimat.

Insgesamt bieten Förderprogramme vielseitige Finanzierungsoptionen für den Klimaschutz, bringen jedoch auch Herausforderungen mit sich. Häufig werden die komplexen und zeitaufwändigen Antragsverfahren sowie langwierige Bewilligungsprozesse kritisiert, die dazu führen, dass besonders kleinere Kommunen mit begrenzten Ressourcen benachteiligt sind und dringend benötigte Mittel ungenutzt bleiben. 

Tipps: Die Förderdatenbank des Bundes oder der Förderkompass der NKI bieten hilfreiche Informationen bei der Suche nach geeigneten Programmen oder lesen Sie unseren ausführlichen Artikel zu Förderprogrammen.

2. Energiespar-Contracting: 

Das Energiespar-Contracting (ESC) ist eine Dienstleistung, bei der ein externer Partner (Contractor) die Finanzierung und Umsetzung von Energiesparmaßnahmen, wie die Sanierung von Gebäuden oder die Optimierung von Energieverbrauchssystemen, übernimmt. Der Contractor übernimmt die Verantwortung für die Planung, Umsetzung und Finanzierung der erforderlichen Maßnahmen, garantiert eine festgelegte Energieeinsparung und sorgt für die Instandhaltung der neu installierten Technik. Die Refinanzierung erfolgt durch die eingesparten Energiekosten, die nach der Umsetzung der Maßnahmen entstehen. Je nach Modell wird ein Liefer- oder Einspargarantievertrag abgeschlossen. 

Dieses Dienstleistungsmodell ist besonders für Kommunen mit begrenzten finanziellen Ressourcen geeignet, da es eine nachhaltige Verbesserung der Energieeffizienz ermöglicht, ohne dass sofort Mittel bereitgestellt werden müssen. Zudem wird der Finanzhaushalt entlastet, da keine Eigenmittel aufgebracht werden müssen. Des Weiteren wird das finanzielle und technische Risiko überwiegend vom Contractor getragen, was die Kommunen zusätzlich entlastet. 

Allerdings ist zu beachten, dass kommunale Contracting-Geschäfte bei den Landesaufsichtsbehörden teilweise genehmigungs- oder anzeigepflichtig sind. Außerdem können aufgrund der Berücksichtigung des Vergaberechts Verwaltungs- und Ausschreibungskosten entstehen. Auch kann die anfängliche Prüfung der Vertragsbedingungen zwischen Kommune und Contractor aufwändig sein. Typische Einsatzfelder für das ESC sind die Umsetzung von kommunalen Energieeffizienzmaßahmen, z. B. bei der Erneuerung von Heizkesseln, der Sanierung von Beleuchtungsanlagen oder der Modernisierung von Gebäudetechnik und Gebäudehüllen. 

Tipp: Das Kompetenzzentrum Contracting der Deutschen Energie-Agentur (dena) bietet Schulungen und Seminare für Kommunen an. Beispielsweise werden Kommunen im Rahmen des Programms „Co2ntracting: build the future!“ durch kostenfreie Beratung bei der Umsetzung solcher Projekte unterstützt. 

3. Alternative Finanzierungsmodelle

Innovative Ansätze wie kommunale Klimaschutzfonds, Crowdfunding oder Sponsoring ermöglichen es Kommunen, neue Geldquellen zu erschließen und die Bevölkerung aktiv einzubinden. Diese Modelle eignen sich besonders für projektbezogene Maßnahmen.

  • Klimaschutzfonds: Ein Klimaschutzfonds ist ein Geldmittelbestand, der ausschließlich für Klimaschutzmaßnahmen verwendet wird und getrennt vom kommunalen Haushalt geführt wird. Er wird durch Beiträge aus verschiedenen Quellen finanziert, wie z. B. Gewinnanteilen von Energieversorgern, Kommunalhaushalten oder Spenden von Bürger*innen und Unternehmen. Die Mittel aus diesem Fonds können für definierte Maßnahmen beantragt werden, wobei die Kommune die Förderkriterien festlegt. Klimaschutzfonds fördern langfristige Investitionen  und stärken das Klimaschutzbewusstsein. Es sollte jedoch der Verwaltungsaufwand für die Finanzierung des Fonds sowie die Voraussetzung des politischen Willens aller Beteiligten in der Kommune bedacht werden.
  • Crowdfunding: Beim Crowdfunding finanzieren viele Personen gemeinsam kommunale Klimaschutzprojekte, wie Energieeffizienzprojekt oder erneuerbare Energieanlagen, oft über Onlineplattformen. Die Kommune legt eine Mindestfinanzierungsschwelle fest, unter der das gesammelte Geld zurückerstattet wird. Je nach Modell gibt es symbolische oder monetäre Gegenleistungen. Vorteile sind eine hohe Transparenz, die Aktivierung von bürgerschaftlichem Engagement und geringe Kosten bei spendenbasierten Ansätzen. Die Nachteile umfassen den höheren Verwaltungsaufwand bei kreditbasierten Modellen und die Eignung meist nur für kleinere Projekte. 
  • Sponsoring: Das Sponsoring ist eine Finanzierungsform, bei der Unternehmen Kommunen finanzielle oder sachliche Mittel für Klimaschutzprojekte bereitstellen. Im Gegenzug können sie in ihrer Öffentlichkeitsarbeit mit ihrem Engagement werben. Meistens treten regionale Unternehmen, wie Energieversorger oder Banken, als Sponsoren auf. Um die Unabhängigkeit der Verwaltung zu gewährleisten, muss das Sponsoring transparent sein, ohne die Neutralität zu gefährden. Eine sorgfältige Auswahl der Sponsoren, klare Vertragsgestaltungen und eine ordnungsgemäße Dokumentation sind notwendig, um Einflussnahme zu vermeiden. Vorteile liegen im niedrigen Verwaltungsaufwand und hohe potenzielle Geldsummen. Dem gegenüber steht die Herausforderung der Transparenz.

Tipp: Das Fokuspapier des SERVICE- & KOMPETENZZENTRUMS: KOMMUNALER KLIMASCHUTZ (SK:KK) und des Deutschen Instituts für Urbanistik (Difu) mit dem Titel „Klimaschutzfonds, Crowdfunding und Sponsoring“ bietet ausführliche, weiterführende Informationen.

Um die hier aufgezeigten Finanzierungsmöglichkeiten zu nutzen, benötigt man Zeit für Recherche, Nachfragen, Erstellung von Anträgen, Gespräche mit möglichen Partnern etc. Auch dies ist für viele Klimaschutzmanager*innen, die mit einer Vielzahl von Aufgaben betraut sind und wenig Zeit haben, oftmals eine große Herausforderung. Daher empfiehlt es sich, im eigenen Team eine Person zu haben, die auf diese Aufgabe spezialisiert ist, oder, wenn man kein Team zur Unterstützung hat, mit anderen Abteilungen innerhalb der Verwaltung, die sich um Finanzierung und Förderung kümmert, in engen Austausch zu gehen und Synergien nutzen. Ist die Finanzierung von geplanten Maßnahmen einmal geklärt, kann es an die Umsetzung gehen. Wie man Maßnahmen - insbesondere „Low Hanging Fruits“, d. h. schnell umsetzbare Maßnahmen mit relativ großer Wirkung, identifiziert und umsetzt, erfahren Sie in unserem nächsten Fachartikel, auf den wir in der Februar-eClimail hinweisen werden.